Lukas Lehner bei Interviews
Der zweitbeste «Petrus»
Rheintaler, 02. April 2013
Daheim in Widnau: Hier hat sich Lukas Lehner eine eigene Wetterstation aufgebaut. (Bild: Maya Schmid-Egert)
Am internationalen Wetterturnier erreichte Student Lukas Lehner aus Widnau Platz zwei. Seine Prognosen waren genauer als die von Meteorologen und computerbasierten Wettermodellen.
MAYA SCHMID-EGERT
WIDNAU. Gewinnt die Meteomedia AG, die eine der grössten Wetterdatenbanken Europas besitzt, verfasst sie eine Pressemitteilung. Da steht dann drin, dass der Sieg erneut ein Beweis für die hohe Treffsicherheit der Prognosen sei. Meteomedia mit ihren 100 Mitarbeitern verquantet Daten aus 16 500, davon 830 eigenen Wetterstationen, Computermodellen, Satelliten- und Radarbildern zu Wetterprognosen.
Gewinnt Lukas Lehner nach Meteomedia-Meteorologe Georg Haas den zweiten Platz, entkräftet er fast verlegen: «Das Lernen der komplexen Wettersysteme steht für mich mehr im Vordergrund.» Der Student im vierten Semester an der Uni Innsbruck kommt durch die Teilnahme zu Daten, an die er sonst nicht kommen würde. Mit denen kann er üben, was er einmal werden möchte: ein Berufsmeteorologe oder, wie es in der Fachsprache korrekt heisst: ein Synoptiker.
Der Wettbewerb
Man muss sich das so vorstellen: Einige Supercomputer zum Beispiel aus Deutschland oder Amerika liefern fixfertige Vorhersagen für die Städte Berlin, Wien, Zürich, Leipzig und Innsbruck.
Mit der MOS-Technik (Model Output Statistics) werden diese Modelle statistisch mit vergangenen Werten verglichen, was die Prognose noch verfeinert. Bei gewissen Wetterlagen hilft allerdings nur Faktor X, der menschliche. In Innsbruck, Lukas Lehners Wettbewerbsstadt, gibt's einen fiesen Wind, den man kennen muss. Kurz vor der Zielzeit, das kann zehn Minuten vorher sein, dreht er nicht selten von West nach Ost oder umgekehrt. Im Forum wird solches heiss diskutiert. «Ist die Bewölkung schon abgezogen, damit der Wind vor 12 UTC auf Einfliessen kippen kann?», steht dann dort und vieles mehr, was für den Laien völlig unverständlich ist. Dies ist die eigentliche Qualität des Turniers, das 2000 von Berliner Studenten ins Leben gerufen wurde: Es ist eine ideale Lern- und Austauschplattform für die Wetterszene.
Wochenendwetter vorhersagen
Lukas Lehner muss jeweils seine Prognosen (eine für Samstag und eine für Sonntag um 12 UTC, also Weltzeit) am Freitag, Punkt 16 Uhr abgegeben haben.
Bis zwei Stunden Arbeit kostet ihn dies, bis er die Determinanten Bedeckungsgrad (N), Sonnenscheindauer (Sd), Windrichtung (dd) und neun weitere eingegeben hat. Das Wetteifern nützt: In der aktuellen Gesamtwertung, sie umfasst die letzten 15 Wochenenden, stehen nur noch zwei Meterologen vor ihm.
Von den Computermodellen hat er sich weit abgesetzt. Für den errungenen zweiten Platz im Winterturnier erhielt der Widnauer Karten für einen Extremwetterkongress in Hamburg.
Das Wetter, spannend wie ein Krimi
Rheintaler, 30. Juli 2010 01:04:26
Lukas Lehner erklärt die Sensoreinheit mit Solarlüftung (ISS). Im Hintergrund die Antenne mit Messgeräten für Wind, Solar- und UV-Strahlen. (Bild: Bild: Bea Sutter)
Wer hat schon eine private Wetterstation? Lukas Lehner aus Widnau hat alle nötigen Instrumente zu Hause eingerichtet, um in Sachen Wetter den Rheintalern das Aktuellste liefern zu können.
Bea Sutter
Widnau. Das Wetter ist ein Thema, das alle Leute interessiert. Man hat vor, etwas im Freien zu unternehmen, dann stellt sich ja immer die Frage: «Wie ist das Wetter?» Oder an einem trüben Morgen fragt man sich: «Wird es heute noch auftun?» Für all diese Fragen hat Lukas Lehner aus Widnau Antworten auf seiner Homepage unter www.rheintalmeteo.ch.
Auf dieser Website finden sich immer die aktuellsten Daten über die aktuelle Wetterlage im Rheintal. Verschiedene Links und Tabellen informieren den User permanent über Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Niederschlagsmengen, Windrichtungen, Sonneneinstrahlung, UV-Strahlen – alles Daten, welche die Wetterlage beschreiben. Für die Rheintaler ist diese Homepage interessant, weil die lokalen Werte und Prognosen aufgerufen werden können. Die Webcam zeigt das aktuelle Wetter von Widnau.
Warum Lukas Lehner die Website erarbeitet hat, drückt er so aus: «Ich freue mich, diese Informationen über das aktuelle und voraussichtliche Wetter den Leuten weiterzugeben. Es ist eine Dienstleistung, die gerade für unsere Region nützlich ist.» Lukas Lehner sagt: «Das Wetter zu beobachten und die Daten aus der Wetterstation zu interpretieren, ist spannend wie ein Krimi.»
Start mit Regenmesser
Lukas Lehner beginnt nach den Sommerferien das vierte Jahr an Kantonsschule in Heerbrugg. Dass er die mathematische Richtung gewählt hat, versteht sich von selbst. Wenn er seine Wetterstation erläutert, geht es weitgehend um Zahlen. Aus den gesammelten Werten Schlüsse zu ziehen und diese verbal in ein Wetterbild oder eine Prognose umzusetzen, erfordert viel Verständnis für Zahlen. Der Kantischüler habe sich schon als Primarschüler für das Wetter interessiert. «Ich wollte wissen, bei welcher Temperatur es schneit.
» Heute weiss er, dass bei Schneefall die Temperatur so tief sein muss, dass die Schneeflocken auf ihrem Weg aus den Wolken zur Erde nicht auftauen und sich in Regentropfen umwandeln. «Meine Eltern unterstützten mein Interesse am Wetter, und so bekam ich einen Regenmesser», erinnert sich Lukas Lehner. «Bald installierten wir dann auch alle für eine Wetterstation wichtigen Instrumente und Anlagen auf dem Hausdach und im Garten.»
Technische Abläufe
So entstand in Widnau an der Heldstrasse die private Wetterstation von Lukas Lehner. Wie eine Wetterstation funktioniert, erläuterte Lukas Lehner im Garten. Auf dem Dach des Hauses befindet sich eine Antenne mit den Sensoren. Dort werden die Windgeschwindigkeit und Windrichtung gemessen. Zwei kleine Sensoren messen die Solarstrahlen und die UV-Strahlung. Diese Daten werden über das Kabel in die Integrierte Sensoreinheit mit Solarlüftung (ISS), die im Garten stationiert ist, übertragen. In diesem Gehäuse befindet sich der Regensensor. Dieser misst automatisch die Niederschläge. Auch die Temperatur wird hier gemessen. Unten am schwarzen Gehäuse, dem Regensensor (Bild), ist die Lüftung angebracht. Diese ist nötig, um einen Wärmestau zu verhindern. «Die Daten werden im Sensoren-Schnittstellenmodul gesammelt und per Funk an die Basisstation geschickt», erläuterte Lukas Lehner. «Über das Kabel gelangen all diese Werte in meinen Computer.» Lukas Lehner hat sich viel Wissen angeeignet, um seine Homepage www.rheintalmeteo. ch aufzubauen und userfreundlich zu gestalten. So können sich die Rheintaler jederzeit über das spezifisch in der Region aktuelle Wetter informieren.
Fasziniert vom Wetter
Wie Martin Pozivil, der Lukas Lehner im Fachbereich Meteorologie betreute, bei der Begrüssung sagte, habe Lukas Lehner Petrus über die Schulter geschaut, als dieser das Wetter im Rheintal machte. Der Widnauer Kantischüler Lukas Lehner war schon von Klein auf vom Wetter und seinen Kapriolen fasziniert. Als er einen Regenmesser geschenkt bekommen hatte, begann die Leidenschaft, alles über das Wetter zu lernen, zu erfahren und zu wissen. Seit 2006 betreibt Lukas Lehner eine semiprofessionelle Wetterstation. Durch das Sammeln und Aufzeichnen der Wetterdaten durch die Wetterstation konnte er die Wetterlagen im Rheintal untersuchen und interpretieren.
Von Lukas Lehner erfuhr man, warum der Wein in Berneck so gut gedeiht und in Hohenems nicht. «Das Klima im Rheintal ist von der Topographie abhängig». Westwind und Föhn sind sehr häufig. Lukas Lehner wird sich auch weiterhin mit dem Wetter befassen, er wird Meteorologie studieren. Er hat auch seine eigene Homepage www.rheintalmeteo.ch. Dort kann alles, was man über das aktuelle Wetter im Rheintal wissen möchte, aufgerufen werden.
Ein Bericht von Bea Sutter im "Der Rheintaler", 12. Februar 2011